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Die Enzyklopädisten

Zwischen Früh‑ und Hochscholastik entstehen Enzyklopädien und naturkundliche Sammelwerke, die medizinisches Wissen in größere Ordnungssysteme einbetten. Als Vorläufer gelten Isidor von Sevilla mit den Etymologiae (u. a. Buch IV „De medicina“) und – im monastischen Bildungshorizont – Cassiodor (Institutiones).

Im 13. Jahrhundert prägen großangelegte Werke die Rezeption: Thomas von Cantimpré, Liber de natura rerum; Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum; Vincentius Bellovacensis, Speculum maius (besonders Speculum naturale). Sie integrieren botanische, zoologische und medizinische Inhalte, sammeln Autoritäten von der Antike bis zur arabisch‑lateinischen Tradition und machen sie für Unterricht und Praxis zugänglich.

Ein spezieller Typ ist die medizinische Arzneimittel‑Enzyklopädie: Matthaeus Silvaticus, Pandectae medicinae (frühes 14. Jahrhundert). Für den deutschsprachigen Raum steht Konrad von Megenberg, Buch der Natur (um 1350), als volkssprachige Naturlehre, die botanische, zoologische und medizinische Inhalte bündelt und die enzyklopädische Tradition in die Volkssprache überträgt.

Kernpunkte

  • Isidor von Sevilla, Etymologiae (Vorläufer)

  • Thomas von Cantimpré, Liber de natura rerum

  • Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum

  • Vincentius Bellovacensis, Speculum maius (Speculum naturale)

  • Matthaeus Silvaticus, Pandectae medicinae

  • Konrad von Megenberg, Buch der Natur (um 1350)

Profil: Der Franziskaner Bartholomäus Anglicus († nach 1250), aus England stammend, leitet zeitweise das franziskanische Provinzstudium in Magdeburg. Seine Enzyklopädie zählt zu den ältesten des Mittelalters, die die Pflanzenwelt systematisch einbeziehen.

Entstehung & Anlage: De proprietatibus rerum wird kurz nach 1235 vollendet. Das Werk ist in 19 Bücher gegliedert und verfolgt das Ziel, naturkundliches und gelehrtes Wissen kompakt und zugänglich zu bündeln.

Pflanzenkunde (Liber XVII): Die Pflanzen behandelt Bartholomäus in Buch 17; es umfasst 197 Kapitel. Er verbindet Beschreibung, Eigenschaften und Gebrauch (inkl. heilkundlicher Hinweise) in knappen Artikeln.

Quellen & Kompilationstechnik: Zentrale Autoritäten sind Plinius und Dioskurides sowie Isidor von Sevilla. Hinzu treten das Circa instans (traditionell Platearius zugeschrieben) und Avicenna. Bartholomäus fasst, ordnet und vermittelt – mit Blick auf Lehre und Praxis in Kloster und Schule.

Wirkung & Überlieferung: Die Enzyklopädie verbreitet sich weit, prägt die lateinische wie volkssprachliche Rezeption (mittelenglische und französische Übersetzungen) und gelangt ab den 1470er‑Jahren in den Druck. Für die Pflanzenkunde fungiert Liber XVII als kompaktes Nachschlagesegment innerhalb des Gesamtwerks.

Kernpunkte
  • Bartholomäus Anglicus († nach 1250), Franziskaner; Leiter des Provinzstudiums in Magdeburg.

  • De proprietatibus rerum: kurz nach 1235 vollendet; 19 Bücher.

  • Pflanzenbuch: Liber XVII mit 197 Kapiteln (Beschreibung, Eigenschaften, Nutzung/Heilkunde).

  • Quellenbasis: Plinius, Dioskurides, Isidor, Circa instans (Platearius), Avicenna.

  • Reichweite: Starke handschriftliche Zirkulation; Übersetzungen ins Mittelenglische/Französische; Drucke ab den 1470er‑Jahren.

  • Bedeutung: Frühe, gut nutzbare Kompilation natur- und heilkundlichen Wissens im klösterlich‑schulischen Kontext.

 

 

Forschergruppe Klostermedizin

 

 

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