Für die Verbreitung des Wissens von den Heilkräften der Pflanzen waren die so genannten Enzyklopädisten des 13. und 14. Jahrhunderts von großer Bedeutung. Diese waren vornehmlich Mitglieder des Dominikanerordens (des gelehrten Predigerordens), die es sich zum Ziel gesetzt hatten, das gesamte europäische Wissen ihrer Zeit enzyklopädisch verfügbar zu machen. So besitzen alle großen Enzyklopädien auch einen Abschnitt über die Pflanzen, wobei der heilkundliche Aspekt stets eine große Rolle spielt.
Alle hier aufgeführten Werke erreichten trotz ihres Umfanges eine große Verbreitung und wurden auch mehrfach gedruckt.
Das größte enzyklopädische Werk der Epoche ist das ‚Speculum maius’ des Dominikaners Vinzenz von Beauvais (um 1190 - 1264). Dieses Werk besteht aus drei riesigen Bänden, wobei der Band ‚Speculum naturale’ eine Naturenzyklopädie bietet (die anderen Bände behandeln die Geschichte - ‚Speculum historiale’ - und die Theologie - ‚Speculum doctrinale’ - ; ein geplanter Band zum Thema Ethik - `‚Speculum morale’ - wurde nicht ausgeführt).
Der Band ‘Speculum naturale’ enthält mehrere Bücher zur Pflanzenwelt:
Liber 10 (Sp. 669-788) beschreibt den Gartenanbau (Kap. 1-11) und die Kräuter (Kap. 12-171);
Liber 11 (Sp. 789-872) beschreibt die Kräutersamen (134 Kapitel);
Libri 12-14 beschreiben die Bäume und ihre Früchte.
Die gesamte Enzyklopädie ging 1474 in den Druck und erlebte vier Auflagen (zuletzt Douai 1624).
Vinzenz strebte offensichtlich danach, das gesamte verfügbare Material in seine pharmakographisch-botanischen Abschnitte einzuarbeiten. Basis der Kompilation zu den Kräutern ist das ‘Circa instans’, hier wieder unter dem Namen ‘Platearius’. Der ‘Macer’ ist vollständig in Versen eingearbeitet. Weitere wichtigste Quellen sind Plinius, Dioskurides, Isidor von Sevilla, Avicenna, Isaac Judaeus, Constantinus Africanus und der römische Agrarschriftsteller Palladius.