In der Frühen Neuzeit (16.–18. Jahrhundert) verschiebt sich der Rahmen der Heilkunde: Humanismus, Druckkultur und neue Botanik verändern Beobachtung und Darstellung. Auf die Mainzer Inkunabeln folgen im 16. Jahrhundert Autoren wie Otto Brunfels, Hieronymus Bock und Leonhart Fuchs mit stärkerer Anschauung, Beschreibung und Bild; Klöster bleiben Orte von Pflege, Bildung und Wissensweitergabe.
Parallel entwickeln sich Apothekenwesen und Klosterapotheken weiter: Arzneigärten, Destillation und Rezeptur sichern die Versorgung, während städtische und territoriale Apothekenordnungen sowie Pharmakopöen die Qualität zunehmend normieren (z. B. das Dispensatorium von Valerius Cordus und städtische Pharmacopoeae).
Im 18./frühen 19. Jahrhundert führen staatliche Reformen und Säkularisation zu neuen institutionellen Strukturen; monastische Traditionen bleiben in Gärten, Rezepturen und Pflegepraxis wirksam und prägen regionale Kulturen der Heilmittel.
Kernpunkte
Frühe Neuzeit: Humanismus, Druck, neue Botanik
Klosterapotheken: Gärten, Destillation, Rezeptur
Normierung: Apothekenordnungen und Pharmakopöen (Dispensatorium Valerius Cordus; städtische Pharmacopoeae)
Wandel um 1800: Reformen und Säkularisation, Traditionslinien in Praxis und Gartenkultur
Profil: Mit der Entdeckung Amerikas beginnt – auch für die Klostermedizin – eine neue Epoche. Schon mit den ersten Schiffen der Entdecker und Eroberer kamen Mönche auf den neuen Kontinent. Sie erkannten den Mangel an medizinischer Versorgung und begannen – ähnlich wie im frühmittelalterlichen Europa – sich um Kranke zu kümmern.
Praxis & Akteure: Vor allem Franziskaner, Dominikaner und später Jesuiten errichten Hospitäler, Missionsstationen und Apotheken. Sie verbinden Pflege, Seelsorge und Arzneibereitung und wirken als Vermittler zwischen europäischer Lehre und indigenen Heiltraditionen.
Transfer der Heilpflanzen: Die Ordensleute verwendeten nicht nur das Wissen aus Europa, sondern übernahmen auch Heilpflanzen aus Mittel‑ und Südamerika, die indigene Gemeinschaften nutzten. Samen, Herbarien, getrocknete Drogen und Rezepte sandten sie in die Heimat und bereicherten so die europäische Heilkunde. Früh prominente Beispiele sind die Passionsblume (Passiflora) und die Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus), später auch Jesuiten‑/Chinarinde (Cinchona), Ipecacuanha und Guajak.
Wege des Austauschs: Der Transfer lief über Ordensnetzwerke, Korrespondenzen und Apotheker‑/Gärtnerkontakte. In Europa fanden die „neuen“ Arzneien Eingang in Kräuter‑ und Arzneibücher, Pharmakopöen und die universitäre Lehre.
Einordnung: Die Missionspraxis in der Neuen Welt erweitert die europäische materia medica und verknüpft klösterliche Fürsorge mit frühneuzeitlicher Wissenschafts‑ und Wissenszirkulation.
Neue Epoche der Klostermedizin durch die Amerika‑Entdeckung.
Missionare (v. a. Franziskaner, Dominikaner, Jesuiten) bauen Pflege‑/Apothekenstrukturen auf.
Übernahme indigener Heilpflanzen und Rückversand nach Europa → Erweiterung des Arzneischatzes.
Beispiele: Passionsblume, Kapuzinerkresse, später Jesuiten‑/Chinarinde, Ipecacuanha, Guajak.
Austauschwege: Ordensnetzwerke, Korrespondenzen, Kontakte zu Apothekern und Botanischen Gärten.
Wirkung: Aufnahme in Kräuter‑/Arzneibücher und Pharmakopöen; langfristige Prägung der europäischen Heilkunde.