Simon von Genua, der Übersetzer des pseudo-serapionischen ‚Aggregator’ kannte anscheinend auch einen frühen Vorläufer dieser Werke, das nach 1287 fertiggestellte Kräuterbuch ‚Liber de virtutibus herbarum et de compositionibus earum’. Autor ist der Abt Rufinus, ein schwer zu identifizierender italienischer Kleriker, der sich als Beichtvater des Erzbischofs von Genua, gleichzeitig aber auch als "abbas monasterii de Tyro" bezeichnet. Rufinus war bestrebt, das gesamte Wissen von den Kräutern in einem Buch zusammenzubringen. Er benutzte deshalb nahezu das gesamte einschlägige Schrifttum, das bis zum ausgehenden 13. Jh. verfügbar war. Als Quellen konnten das ‚Circa instans’, der ‚Macer’, der ‚Dyascorides alphabeticus’, der ‚Liber graduum’ des Constantin von Afrika, ‚De diaetis particularibus’ des Isaac Judaeus, das ‚Antidotarium Nicolai’, ferner chirurgische Rezeptliteratur ermittelt werden. Das Herbar ist mit 628 Kapiteln nicht nur eines der größten des Mittelalters, es ist auch das erste, in dem die Simplicia in einer vollalphabetischen Ordnung behandelt werden.
Ein wichtiges, aber bislang kaum erforschtes Dokument ist der ‚Liber pandectarum medicinae’ (Druck: Venedig 1474) des spätsalernitanischen Arztes Matthaeus Silvaticus (geb. um 1280, gest. 1342). Er nennt neue Pflanzen, die sich bislang nicht im schriftlich fixierten Arzneischatz fanden, wie z.B. Angelica archangelica L.
Aus der ersten Hälfte des 15. Jhs. stammt eine Kompilation in deutscher Sprache, die ´Leipziger Drogenkunde`. Sie bietet nicht nur die einzige vollständige deutsche Übertragung des ´Circa instans`, es wurden auch zahlreiche Kapitel aus dem ´Aggregator`eingefügt. Weitere Quellen sind der ´Macer` und der ´Liber graduum`des Constantinus Africanus sowie der ´Liber iste`. Insgesamt werden 337 Drogen auf knapp 400 Seiten behandelt.