Profil: Während viele Klosterspitäler zu Beginn der Neuzeit schließen, erleben die Klosterapotheken eine neue Blüte. Mit der Gegenreformation (spätes 16. Jh.) und dem Barock entstehen zahlreiche Neugründungen von Konventen. Viele richten eigene Apotheken ein – in Männer‑ wie Frauenklöstern. Teils dienen sie nur der Versorgung des Konvents, teils beliefern sie Umgebung und Reisende mit Arzneien und Rat. Repräsentative Offizinen (z. B. Seligenstadt am Main) zeugen von aufwändiger Gestaltung; erhalten ist u. a. die Apotheke der Franziskanerinnen von St. Johannis im Gnadental (Ingolstadt).

Fallbeispiel: Elisabethinerinnen (Straubing/München)

  • Ordensprofil: Die Elisabethinerinnen (eigentlich „Hospitalschwestern der hl. Elisabeth“) schließen sich 1627 den Franziskanern an. Neben Armut, Keuschheit und Gehorsam geloben sie ausdrücklich die Pflege der Kranken und Armen.

  • Standorte: Im Schlösschen Azlburg (Straubing) richten sie ein Kloster mit Spital und Apotheke ein; später folgt eine Niederlassung in München.

  • Betrieb: Ein Bericht von 1757 beschreibt die Münchner Apotheke: Drei Nonnen arbeiten dort – eine Apothekerin, zwei Gehilfinnen.

Ausbildung & Approbation (Bayern)

  • Apothekerinnen erhalten eine ordnungsgemäße Ausbildung und führen nicht selten die Approbation.

  • 1785 wird in Bayern die Approbation zur Apothekenführung Pflicht. Offizinapotheker protestieren, da Ordensfrauen damit berufsrechtlich gleichgestellt sind.

Frauen in Männerkonventen: Beispiel Schöntal

  • In der Zisterzienserabtei Schöntal an der Jagst (Männerkloster) wirkt die Apothekerin Anna Maria Stroblin († 1722); eine Grabplatte in der Kilianskapelle erinnert an sie.

Einordnung: Klösterliche Apothekenpraxis bleibt in der Frühen Neuzeit lebendig und öffnet Frauen den Weg in professionelle, approbationsgebundene Berufsfelder. Einige Konvente entwickeln sich zu regionalen Versorgern und Kompetenzzentren pharmazeutischer Herstellung und Beratung.

Kernpunkte
  • Neubeginn trotz Spitalschließungen: Gegenreformation/Barock bringen Neugründungen und Blüte der Klosterapotheken.

  • Aufgabenprofil: Versorgung intern und für die Umgebung; Arzneibereitung, Beratung; repräsentative Offizinen (z. B. Seligenstadt, Ingolstadt).

  • Elisabethinerinnen: seit 1627 franziskanisch; Spitäler mit Apotheken in Straubing (Azlburg) und München; 1757: Team aus Apothekerin + 2 Gehilfinnen.

  • Bayern 1785: Approbationspflicht auch für Ordensfrauen → Gleichstellung mit Offizinapothekern (trotz Protesten).

  • Frauenpionierin: Anna Maria Stroblin († 1722), Schöntal – Apothekerin in einem Männerkloster.

  • Bedeutung: Klosterapotheken als Brücke zwischen religiöser Caritas und professioneller Pharmazie; Frauen gewinnen berufliche Sichtbarkeit.