Ausgangspunkt
Hippokrates (5./4. Jh. v. Chr.) steht für eine beobachtende, rationale Heilkunde. Galen (2. Jh. n. Chr.) systematisiert Theorie und Therapie (Humoralpathologie, Diätetik, Pharmakologie) und prägt die Gelehrtenmedizin bis in die Frühe Neuzeit.
Pflanzenkunde und Arzneimittellehre
Theophrast (4./3. Jh. v. Chr.), Historia plantarum sowie De causis plantarum, begründet die antike Botanik. Dioskurides, Materia medica (um 70 n. Chr.), beschreibt die „einfachen“ Arzneien mit Herkunft, Merkmalen, Eigenschaften und Anwendung. Plinius d. Ä., Naturalis historia (um 77 n. Chr.), liefert den naturkundlichen Rahmen mit zahlreichen medizinischen Exzerpten.
Bildüberlieferung
Der Wiener Dioskurides (ÖNB, Cod. med. gr. 1, um 512, Konstantinopel; wohl für Anicia Juliana) ist ein illustriertes Luxusmanuskript der Materia medica. Es gilt als eines der bedeutendsten Zeugnisse der frühbyzantinischen Buchmalerei und als maßgebliches Musterbuch der Pflanzenikonographie. Seine Pflanzen‑, Autoren‑ und Widmungsbilder wirken als Vorlagen weit über die byzantinische Welt hinaus.
Spätantike Brücken und Herbarkorpora
Oribasius (4. Jh.), Aëtios von Amida (6. Jh.) und Paulos von Aigina (7. Jh.) bündeln Diagnostik, Therapie und Arzneimittellehre in handlichen Kompendien. Daneben entstehen lateinische Herbarkorpora mit großer Wirkung im frühen und hohen Mittelalter: Pseudo‑Apuleius, Herbarius (ca. 130 Kapitel; um 400); Pseudo‑Dioskurides mit zwei eigenständigen Texten, Curae herbarum (64 Kapitel) und Ex herbis femininis (71 Kapitel; um 500; oft mit dem Herbarius überliefert); sowie die Medicina Plinii (Pseudo‑Plinius, frühes 4. Jh.), drei Bücher; die Fünfbücher‑Fassung (Physica Plinii) ist handschriftlich belegt und 1509 gedruckt.
Römisch‑lateinische Praxisquellen
Celsus, De medicina (1. Jh. n. Chr.), verbindet Diätetik, Chirurgie und Therapie. Scribonius Largus, Compositiones (1. Jh. n. Chr.), bietet eine praxisnahe Rezeptsammlung mit klarer Formelsprache. Marcellus Empiricus, De medicamentis (frühes 5. Jh.), und Cassius Felix, De medicina (5. Jh.), verdichten Haus‑ und Rezeptartraditionen in kompakter Form.
Zur Klosterkultur
Über diese Traditionen gelangen Konzepte und materia medica in die lateinische Klosterkultur (Arzneigarten, Diätetik, einfache Rezepturen) und bilden einen dauerhaften Referenzrahmen.
Kernpunkte
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Hippokrates; Galen (Humoralpathologie, Diätetik, Pharmakologie)
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Theophrast, Historia plantarum; Dioskurides, Materia medica (um 70 n. Chr.); Plinius d. Ä., Naturalis historia (um 77 n. Chr.)
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Wiener Dioskurides (ÖNB, Cod. med. gr. 1, um 512; Anicia Juliana)
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Spätantike Kompendien: Oribasius, Aëtios, Paulos von Aigina
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Herbarkorpora: Pseudo‑Apuleius (Herbarius, ca. 130 Kapitel; um 400); Pseudo‑Dioskurides (Curae herbarum, 64; Ex herbis femininis, 71; um 500); Medicina Plinii (3 Bücher) / Physica Plinii (5 Bücher)
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Praxisquellen: Celsus, Scribonius Largus, Marcellus Empiricus, Cassius Felix