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Das Hochmittelalter

Im 11. und 12. Jahrhundert, in der Blütezeit des Mittelalters, entstanden auch die wichtigsten Schriften der Klostermedizin: die Übersetzungen des Constantinus Africanus in Salerno und Monte Cassino, der 'Macer floridus' des Odo Magdunensis und die medizinischen Werke der Hildegard von Bingen.

 

Die Schule von Salerno entwickelte sich zur ersten medizinischen Universität, in der nicht mehr Mönche bzw. Kleriker, sondern vorwiegend Laien wirkten. Es bildete sich allmählich eine europäische Ärzteschaft heraus, die das Monopol der Klöster im medizinischen Bereich langsam auflöste.

In Salerno entstand im Gefolge der Übersetzungstätigkeit des Constantinus Africanus neue Literatur, die sich durch die Systematik ihres Vorgehens auszeichnet. Zu den zentralen Werken in der Pflanzenheilkunde gehört das ‚Circa instans’ (so genannt nach den Anfangsworten der Einleitung), entstanden kurz vor der Mitte des 12. Jahrhunderts. In der Urfassung bietet das ‚Circa instans’ etwa 270 Monographien, die bereits ein standardisiertes Vorgehen erkennen lassen. Jede Monographie besitzt zwei Teile. Der erste behandelt Pflanze und Droge an sich, der zweite konkrete Anwendungsmöglichkeiten. Im ersten Teil folgen nach dem Namen die Primärqualitäten. Sodann wird die Droge beschrieben, wobei auch auf Qualitätsmerkmale geachtet wird. Das Problem der Fälschungen wird bei teuren Drogen ausführlich behandelt. Grundsätzlich erfolgt die Angabe der Haltbarkeit und eine Umschreibung des Wirkungsspektrums: erwärmend oder kühlend; trocknend oder befeuchtend, diuretisch, adstringierend usw. Im zweiten Teil stehen jeweils konkrete Anwendungen, die bisweilen auch Hinweise auf den Einsatz der Droge in Kombination mit anderen enthalten. Ferner wird häufig auf Ersatzmittel hingewiesen.

Als Autor wird ein Mitglied der Familie der Platearii, einer berühmten Salernitanischen Ärztefamilie, genannt, meistens Matthaeus Platearius. Völlig offen ist noch die Frage der Quellen: die Hinweise in der Literatur, dass hier der ‚Dioskurides’ und der ‚Liber graduum’ des Constantin von Afrika maßgeblich seien, halten einer genauen Prüfung nicht stand. In vielen Kapiteln werden andere Indikationen als in der ‚Materia medica’ genannt, und auch gegenüber dem ‚Liber graduum’ zeigen sich deutliche Unterschiede, gerade bei den Gradangaben, aber auch bei den Indikationen. Dieses Werk richtet sich zwar an die Ärzteschaft, beschreibt jedoch auch den Bereich des Apothekers. Indem es sich sehr rasch in Europa verbreitete, setzte es den Standard auf dem Gebiet der einfachen Arzneimittel, wie der etwa gleichzeitig entstandene 'Liber iste' im Verein mit dem ‚Antidotarium Nicolai’ des Nicolaus Salernitanus auf dem Gebiet der zusammengesetzten Medikamente. Es war nicht nur in Abschriften überall verbreitet (sogar in Armenien ist es nachweisbar), weitere wichtige Multiplikatoren waren auch die Enzyklopädisten des 13. und 14. Jahrhunderts.

 

 

Forschergruppe Klostermedizin

 

 

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